Commercial Law in South-Eastern Europe

Am Beispiel des Commercial Law exploriert eine internationale Arbeitsgruppe den südosteuropäischen Rechtskulturraum, in dem zur Mitte des 19. Jahrhunderts weitreichend der französische Code de Commerce in Geltung gesetzt wurde und neben das fortgeltende osmanische Recht trat. Das auf dieser Grundlage entstandene spätosmanische Wirtschaftsrecht wurde nach 1878 Bestandteil der einzelstaatlichen Rechts- und Wirtschaftsordnungen. Gleichzeitig wirkten aber auch Einflüsse aus dem mitteleuropäischen Recht in diesen Rechtskulturraum hinein. 

Damit lag Südosteuropa mehr als jemals zuvor gleichsam auf der „tectonic boundary“ mehrerer juristischer Kontinentalplatten. Diese Lage macht Südosteuropa geradezu zu einem Laboratorium, in dem Elemente aus unterschiedlichen Rechtskulturen nebeneinander existieren, sich wechselseitig beeinflussen oder miteinander verschmolzen werden: Ein von Heterogenität und Pluralität geprägter Rechtsraum, der aufgrund dieser Eigenschaften letztlich moderner wirkt als die – jedenfalls vermeintlich – homogenen Rechtsräume auf den einzelnen Kontinentalplatten.

Förderung: DFG (Internationale wissenschaftliche Veranstaltung)
Publikation: Löhnig/Masheva (Hrsg.), Commercial Law in South-eastern Europe [= Legal Area Studies Bd. 2], Wien 2022